Bei verschiedenen Prostataerkrankungen befürchten Patienten, dass sie durch radikale Operationen unter Nachfolgen leiden könnten. Diese Nachfolgen könnten Inkontinenz, Erektionsstörungen oder Ejakulationsverlust sein. Doch die Forschung entwickelt sich stetig weiter und es gibt bereits viele neuere Verfahren, welche deutlich sanfter und schonender verlaufen. Diese 5 neuen Operationsverfahren könnten die Zukunft der Prostatabehandlung bedeuten.
Bei operativen Verfahren im Bereich der Prostata denken viele an eine radikale Prostatektomie. Dabei handelt es sich um eine Operation, bei der die Prostata komplett entfernt wird. Doch dieser radikale Eingriff hat viele Nachwirkungen auf den Patienten. Einerseits kann es zur Inkontinenz kommen, da der Schließmuskel, welcher die Harnblase öffnet und schließt, durch die Operation geschwächt ist. Andererseits kann der Patient unter Errektionsstörungen bis hin zu einer erektilen Disfunktion leiden, da Nervenstränge verletzt oder entfernt werden, die für die Bildung einer Erektion des Penis nötig sind. Patienten leiden meistens sehr unter den Folgen der Operation.
Doch ein Blick in die Zukunft verspricht Hoffnung – es werden bereits jetzt neue Verfahren in Studien getestet, denen nachgesagt wird, sie seien deutlich schonender und risikoärmer als eine herkömmliche Prostataoperation. In diesem Artikel stellen wir ihnen 5 Methoden vor:
- Aquablation: Hochwasserstrahltherapie
Bei dem minimalinvasiven Aquablation-Verfahren wird das zu entfernende Prostatagewebe mit einem Hochdruckwasserstrahl entfernt. Durch Ultraschallbildgebung und Zystoskopie wird das überschüssige Gewebe markiert. Die Entfernung ist robotergeschützt und wird von einem Arzt durchgeführt, der die Intensität des Strahles steuert. Sie erfolgt innerhalb weniger Minuten. Die Operation hat eine geringeren Rate an Komplikationen. Klinische Studien zeigen, dass die Methode zu deutlich weniger Problemen mit Inkontinenz oder Errektionsstörungen führt. Dies liegt daran, dass die Behandlung äußerst nervenschonend sein soll.
- Rezum: Wasserdampftherapie
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit bei Prostatabeschwerden bietet das Rezum-Verfahren. Bei dem minimalinvasives Operationsverfahren der Wasserdampftherapie, werden die zu entfernenden Zellen durch Wasserdampf zerstört. Dabei wird an mehreren Stellen steriler heißer Wasserdampf in das Prostatagewebe gegeben. Durch die Kondensation des Dampfes im Gewebe wird Wärmeenergie freigesetzt, die die Zellhüllen zerstört. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten. In der darauffolgenden Zeit baut der Körper das Gewebe selbst ab. Auch bei diesem Verfahren besteht ein sehr geringes Risiko für Inkontinenz, Erektionsstörungen und Ejakulationsverlust.
- VTP: Vaskuläre Photodynamische Therapie
Dabei handelt es sich um eine zielgerichtete, fokale Therapie. Das bedeutet, dass die Behandlung ausschließlich im Behandlungsbereich wirkt. Bei dem Eingriff werden Lichtleiter aus Glasfasern in den zu behandelnden Bereich der Prostata eingeführt. Danach wird eine photosensitive Substanz intravenös verabreicht. Durch die Interaktion von Licht einer bestimmten Wellenlänge mit der Substanz, kommt es zu einer Freisetzung von Zytotoxinen. Zytotoxine sind gewebsschädigende Stoffe. Die Bildung der Zytotoxine führt zum Absterben des Gewebes und somit zu einer effektiven Behandlung gegen Krebszellen. Dabei kommt es zu weitestgehender Schonung des umliegenden Gewebes. Es gibt nur geringe Nebenwirkungen und gute Ergebnisse bei der Erhaltung von Kontinenz und Potenz.
- IRE: Irreversible Elektroporation Therapie
Bei dieser selektiven Therapie handelt es sich um die Zerstörung von Zellen durch starke, örtlich begrenzte elektrische Felder. Diese elektrischen Impulse sind mehrere tausend Volt stark und gleichzeitig nur wenige Mikrosekunden lang. Sie jagen durch das Tumorgewebe. Dabei kommt es zu einer dauerhaften Öffnung der Zellmembranen, wodurch die Zellen zerstört werden. Der Vorgang entspricht einem induzierten natürlichen Zelltod im betroffenem Gewebe. Priorität bei einer IRE-Methode ist die Schonung der extrazellulären Matrix. Das bedeutet, dass umliegendes Gewebe geschont wird. Dadurch kommt es auch selten zu Nachwirkungen auf den Patienten.
- RFA, LITT und weitere Behandlungsmöglichkeiten
Sowohl die fokale Brachytherapie, als auch die Radiofrequenzablation (RFA) und die laserinduzierte Thermotherapie (LITT), werden mithilfe von Bestrahlung und Lasern durchgeführt. Bei der fokalen Brachytherapie wird eine Form der Bestrahlung auf das zu behandelnde Areal der Prostata an. Sie versprechen sich dadurch eine geringere Belastung des gesunden Gewebes. Bei der Laserinduzierten Thermotherapie wird Wärmeenergie in Form von Laserlicht statt heiße Drähte oder elektrischem Strom benutzt. Der Laser wird in den Tumor eingebracht, um die Tumorzellen durch Hitze zu zerstören. Auch bei der Radiofrequenzablation sollen die Tumorzellen durch Hitze zerstört werden. Die Hitze entsteht hierbei jedoch durch hochfrequenten Wechselstrom, der im Tumor platziert wird. Auch bei der hochintensiven fokussierten Ultraschalltherapie (HIFU) wird das Gewebe erhitzt, bis die Krebszellen absterben. Jedoch kommt es bei Anwendung von Hitze oft zu mehr Nachfolgen, als bei anderen Therapieformen. Andererseits gibt es auch die ersten Behandlungsformen durch den Einsatz von Kälte. Die Kryotherapie ist eine Kältetherapie, bei der Krebszellen vereist werden und dadurch absterben. Zu den klaren Folgen von dem Einsatz von Wärme und Költe auf Inkontinenz und Potenzstörungen ist jedoch noch nichts bekannt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir in Zukunft viele neue Behandlungsmethoden bei Prostatabeschwerden erwarten können. Einige sind noch in der Testphase, während andere schon Verwendung in verschiedenen Kliniken finden. Für welche Behandlungsmöglichkeit sich der Patient entscheidet, ist ihm durch eine individuelle Therapieplanung jedoch selbst überlassen.
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